Herne Bay

Meine Gastmutter sagt immer, dass die Leute früher nach Herne Bay gekommen sind, weil sie dachten, dass das Meer und die Seeluft heilende Kräfte hätten. Deswegen tummelten sich hier 19. Jahrundert Engländer aus allen Ecken, um der verschmutzen Luft in den Großstädten zu entfliehen. Viel ist hier im Moment dennoch nicht los, ganz so populär ist Herne Bay nicht mehr, aber im Sommer wird der Strand wieder von Londonern überschwemmt werden, die das Wochenende nutzen, um ans Meer zu fahren. Gerade deswegen mag ich die Stadt. Hier herrscht keine Eile, zumindest nicht im Winter und alles ist ein bisschen ruhiger. Trotzdem gibt es Leben: ob Leute, die ins Gespräch vertieft in den unzähligen Cafés sitzen, Kinder, die im Memorial Park spielen oder Familien, die einfach nur das sonnige Wetter an der Seafront genießen. 

Des weiteren liebe ich einfach die viktorianischen Gebäude, die den Großteil der Stadt einnehmen. Meine Gastfamilie lebt zum Glück selber in einem viktorianischen Haus, nur leider wird es im Winter immer ein bisschen kalt. Das kann man dann aber immer schön als Ausrede nehmen, um sich vor dem Kamin in eine Decke einzukuscheln und englischen Tee zu trinken. Nicht, dass man dafür wirklich eine Ausrede braucht. 

Das einzige, was mir nicht so an Herne Bay gefällt sind die wenigen Bäume und Pflanzen. Abgesehen von dem kleinen Park und den Waltrop Gärten (übrigens nach der deutschen Partnerstadt benannt!) findet man wenig an Natur. Kent ist allgemein auch als der Garten von England bekannt, was man durchaus erkennen kann, wenn man weiter in den Süden fährt. An der nördlichen Küste ist es nur leider nicht so grün. 

Auch wenn ich aufgrund der Schule die meiste Zeit in Canterbury verbringe, bin ich doch sehr glücklich, hier wohnen zu dürfen und die Kreativität und den Charme von Herne Bay erleben zu können. Und wenn es dann doch mal langweilig wird, ist auch der etwas größere Küstenort Whitstable nicht weit entfernt.